Im Rahmen von Diskussionen zum neuen Fahrplan (ab 10.12.2017) auf der S2 und Mattigtalbahn tauchen häufig die gleichen bzw. ähnliche Fragestellungen auf, die hier zusammengefasst wurden. Die im Folgenden angeführten Antworten auf diese Fragen basieren auf meinen Recherchen und wurden nach besten Wissen und Gewissen zusammengestellt.
Für die Zugverbindungen von Salzburg nach Braunau wurden von der Politik und den Planern für den Fahrplan 2018 folgende Rahmenbedingungen vorgegeben:
Damit ergeben sich für die REX von/nach Braunau schon einige Zwangspunkte, die ein zeitlich sehr eng geschnürtes Fahrplankorsett bedingen, wodurch aufgrund der auf der vorhandenen Infrastruktur erzielbaren Fahrzeiten bereits ein Streichen von Halten notwendig war.
Ergänzend ist anzumerken, dass laut geltenden Richtlinien (Schienennetznutzungsbedingungen) dem von der Allgemeinheit finanzierten, vertaktetem Nahverkehr bei der Trassenvergabe der Vorrang vor dem eigenwirtschaftlichen Fernverkehr einzuräumen ist. Insofern wäre eine Trasse der REX mit Halt in Seekirchen möglich – es müsste lediglich die Fahrplantrasse der WESTbahn um wenige Minuten verschoben werden.
Um weitere Halte bei dem gewählten Fahrplankonzept zu ermöglichen, ist dennoch ein Ausbau der Infrastruktur der Mattigtalbahn (technisch gesicherte Bahnübergänge, höhere Geschwindigkeit) notwendig.
Von LR Mayr und der Chefin des Verkehrsverbundes, Frau Mag (FH) Frommer wurde als „Argument“ für die massive Reduktion des Angebotes an Sonn- und Feiertagen im Vorfeld des Fahrplanwechsels wiederholt angeführt, dass am Sonntag „eh keiner fahre“. Dies wurde gegenüber der Gemeinde Seekirchen mit Fahrgastzählungen vom Oktober 2016 untermauert, die pikanterweise nicht nur aufzeigen, dass am Sonntag 10% mehr Fahrgäste unterwegs waren als am Samstag, sondern auch, dass über ein Drittel der Fahrgäste in Seekirchen zu- und ausgestiegen sind.
Weiters wurde angeführt, es sei unwirtschaftlich, wenn ein Zug, der für 200 Fahrgäste ausgelegt ist lediglich mit 35 Personen besetzt ist. Dies war vermutlich auch der Grund für das ersatzlose Streichen der Frühverbindung an Sonn- und Feiertagen von Straßwalchen nach Salzburg (Salzburg Hbf an 5:50), wodurch sonn- und feiertags Salzburg vom Flachgau kommend erstmals um 6:44 erreicht werden kann. (Anm.: Die Frühverbindung wurde im Dezember 2018 wieder eingeführt!).
Abgesehen von den oben angeführten „Argumenten“: Fachlich betrachtet ergibt sich aufgrund der Koppelung der S2 an die Regionalzüge von Oberösterreich an Sonn- und Feiertagen genau die gleiche Problematik wie werktags bei der einstündigen Taktlücke. Die Regionalzüge zwischen Attnang-Puchheim und Straßwalchen verkehren sonn- und feiertags nur alle zwei Stunden. Daher verkehrt auch jede zweite S2 nur ab/bis Straßwalchen und muss dort die Zeit bis zur Rückfahrt abwarten. Da dadurch das für Zugwenden vorgesehene Bahnsteiggleis blockiert wird (das signaltechnisch nur für das Abstellen einer Zuggarnitur ausgelegt ist), kann in dieser Zeit kein anderer Zug nach Straßwalchen verkehren und dort wenden. D.h. aufgrund des gewählten Fahrplankonzeptes und der vorhandenen Infrastruktur ist eine Führung des werktäglich verkehrenden Regionalzuges Straßwalchen – Salzburg an Sonn- und Feiertagen nicht möglich.
Im Zuge der Diskussionen zum ab 10.12.2017 gültigen Fahrplan war oftmals zu hören, dass aufgrund der dichten Zugfolgen auf der Weststrecke sowie vor allem des Halbstundentaktes der WESTbahn nach Wien nichts anderes übrig blieb, als den Nahverkehr um den Schnellzugverkehr „drumherum zu bauen“, wodurch sich die Einschränkungen im Nahverkehr, wie entaktete S2, kein Halbstundentakt etc. ergeben würden.
Die Vergabe von Zugtrassen (zeitliches „Fenster“, in dem ein Zug verkehrt) ist in Österreich einerseits durch das Eisenbahngesetz, als auch durch die Schienennetznutzungsbedingungen (SNNB 2018) geregelt. Aus diesen Regelwerken geht hervor, dass dem vertakteten, gemeinwirtschaftlich (d.h. von der öffentlichen Hand) finanziertem Verkehr bzw. dem symmetrisch vertakteten Personenverkehr (Netzfahrplan) bei der Trassenvergabe der Vorrang vor dem eigenwirtschaftlichen Fernverkehr einzuräumen ist. (Der gesamte Schnellzugverkehr zwischen Salzburg und Wien, d.h. ÖBB und WESTbahn, wird ohne Zuschüsse der öffentlichen Hand eigenwirtschaftlich abgewickelt!).
Gibt es bei der Beantragung Trassenkonflikte, entscheidet die ÖBB-Infra und in weiterer Folge die Schienencontrol als unabhängige Stelle auf Basis der Regelwerke über die Trassenzuteilung.
Demnach wäre eine zeitlich in den Knoten Salzburg einbindende S-Bahn-Trasse oder eine REX-Trasse mit Halten in Seekirchen und Steindorf sehr wohl möglich gewesen – wenn man diese seitens des Landes Salzburg als für den Nahverkehr planende und zuständige Stelle beantragt hätte. Offenbar hat man dies – aus welchen Gründen auch immer - aber nicht gemacht, wodurch die bisherige (bis 09.12.2017), gut in den Taktknoten Salzburg integrierte S2-Trasse nun durch die WESTbahn belegt ist.
Die Verantwortung für diese Misere ist jedoch weniger bei den Betreibern des Schnellzugverkehrs zu suchen, sondern beim Land Salzburg als Planer und Besteller des Nahverkehrs. Es gibt mehrere aufrechte Landtagsbeschlüsse zu einem Halbstundentakt auf der S2, auch im aktuellen Landesmobilitätskonzept (salzburg mobil 2025), beschlossen 2016, wurde ein integrierter Taktfahrplan festgeschrieben. Warum man sich nicht daran gehalten hat…?
PS: Das Beispiel der weitgehenden (Zer)Störung des Taktknotens Amstetten mit dem aktuellen Fahrplan, bedingt durch die zweite stündliche Trasse der WESTbahn, zeigt jedoch auch, dass bei der Trassenvergabe offenbar die Regelwerke nicht immer oder nicht für alle gelten - zum Schaden der Pendler.
Die S2 wurde mit Fahrplanwechsel an die bisherigen von/nach Linz verkehrenden Regionalzüge gebunden. Vom Land Salzburg wurde dies mit „Synergieeffekten“ begründet; überdies ist die bisherige S2-Trasse durch die WESTbahn und den Braunauer REX belegt.
Die zeitliche Lage des Regionalzuges ist auf die vielen Anschlüsse, die diese Verbindung in Oberösterreich vermittelt, ausgerichtet (in Vöcklamarkt Richtung Attersee, in Vöcklabruck zum RJ, in Attnang-Puchheim nach Ried und Stainach-Irdning, in in Lambach Richtung Gmunden, in Wels zur Almtalbahn), jedoch nicht auf den Taktknoten Salzburg um die Minute 0. Damit fährt die S2 nun zeitlich am Taktknoten Salzburg vorbei, wodurch sich im Vergleich zum alten Fahrplan um 20 bis 22 Minuten längere Umsteigezeiten zum weiterführenden Zugverkehr ergeben. Insbesondere an Sonn- und Feiertagen, an denen der ergänzende Regionalzug zwischen Straßwalchen und Salzburg nicht verkehrt, bedeutet dies eine gewaltige Verschlechterung.
Überdies bindet der S2-Grundtakt auch in den neuen „Regionalknoten“ Neumarkt-Köstendorf zeitlich nicht ein (lange Umsteigezeiten zum/vom RJ nach/von Wien (28/27 min) bzw. zum/vom REX nach/von Braunau (33/32 min)).
Die S2 ab Straßwalchen stellt seit Fahrplanwechsel die Fortsetzung der von Linz kommenden Regionalzüge dar. Im Gegensatz zur „alten“ S2, die lediglich in der Relation Salzburg – Straßwalchen verkehrte, weist die S2 nun einen sehr langen Zuglauf (Linz – Freilassing) auf. Auf dem Weg von Linz bis Salzburg wird die S2 planmäßig viermal durch Schnellzüge überholt. Bei bereits geringer Verspätung der Schnellzüge verspätet sich in der Folge auch die S2, wodurch die nachfolgende Zugüberholung in einen anderen Bahnhof verschoben werden muss, was weitere Verspätungen mit sich bringen kann.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass durch den langen Zuglauf die Verspätungsanfälligkeit naturgemäß zugenommen hat. Kurz gesagt: Ist der Fernverkehr in etwa pünktlich unterwegs, ist auch die S2 meist in der Zeit. Gibts beim Fernverkehr gröbere Probleme, bremst das auch die S2 (viermal) aus.
Der werktägliche Regionalzug Straßwalchen – Salzburg kommt zur Minute 02 in Salzburg Hbf an bzw. fährt zur Minute 58 in Salzburg Hbf ab. Diese Verbindung wurde (und wird) vom Land Salzburg als ein positiver Aspekt des neuen Fahrplans sehr stark hervorgehoben, würden sich dadurch deutlich kürzere Umsteigeverbindungen ergeben. Dabei wurde mit Umsteigezeiten von 6 bis 13 Minuten geplant. Am Papier mag dies gut aussehen, in der Realität hat sich jedoch gezeigt, dass aufgrund der häufigen Verspätungen des Regionalzuges Richtung Salzburg diese Anschlüsse oftmals illusorisch sind. Dies gilt auch umgekehrt, vom Schnellzug kommend (z.B. RJ an zur min 52, R ab zur min 58). Selbst bei sehr geringen Verspätungen von 2-3 Minuten wird ein Anschluss mit planmäßig 6 min Umsteigezeit bei den Wegstrecken zwischen den Bahnsteigen schon sehr knapp bzw. ist nur von eilsprint-geübten Reisenden zu erreichen. Ist man auf den Lift angewiesen, sind die Umsteigezeiten kaum zu bewältigen.
Aus den Auswertungen der Zugverspätungen seit 10.12.2017 lassen sich folgende Verspätungsursachen ableiten (Link zur Detailauswertung):